Urwelt und zukünftige Welt

Bemerkenswerte Ausstellung: Wondrusch in der „Jungen Generation“ Die „Galerie Junge Generation“ in der Blutgasse präsentiert Ölmalerei und Graphik von dem erst 20 jährigen Ernst-Ferdinand Wondrusch.

Urwelt und zukünftige Welt

Bemerkenswerte Ausstellung: Wondrusch in der „Jungen Generation“ Die „Galerie Junge Generation“ in der Blutgasse präsentiert Ölmalerei und Graphik von dem erst 20 jährigen Ernst-Ferdinand Wondrusch.

Bemerkenswerte Ausstellung: Wondrusch in der „Jungen Generation“ Die „Galerie Junge Generation“ in der Blutgasse präsentiert Ölmalerei und Graphik von dem erst 20 jährigen Ernst-Ferdinand Wondrusch. Er hat Hochbau in der HTL gelernt und studiert jetzt auf der „Angewandten“. Von daher stammt vielleicht seine Vorliebe für technische und tektonische Formelemente. Formen der Biologie und menschlichen Leiblichkeit in einer ungewöhnlichen Vision gesellen sich hinzu. Die Malerei ist exakt und von einer großen Kraft der Farbigkeit, Braun-, Beige- und Orangetöne dominieren. Oszillatoren, Transformatoren, eine Operationsmaske kommen vor. Organismus und Technik werden miteinander verbunden. Zu der technisch- biologischen Zukunftsvision gehört „Matma“, eine Energieflüssigkeit, die sich durch ein Röhrensystem unter der Erde verbreitet.

Dies ist ein Maler der „Sciencefiction“. Halb schematisch, halb in der Körperform stellt er „Sinnliche Parallelen“ dar (die Sinne stehen miteinander in Verbindung). Ein „Torso“ ist halb Leib, halb wissenschaftliches Demonstrationsobjekt und wunderbar schön. Natürliche Organe - das Auge, das Gehör - in einem dritten Bild, lassen sich durch Apparate ersetzen, welche die sinnlichen Funktionen besser erfüllen. Sperma in einer dunklen, vierten Darstellung wird abgesaugt. Durch künstliche Befruchtungsoperationen soll eine Rasse erzeugt werden, die für bestimmte Zielsetzungen besonders geeignet ist; „Seelen“ können absorbiert werden und hier ist der Künstler in einem Grenzbereich der grausamen Zukunftsvisionen angelangt. Der „Heim Zyklus“ zeigt schließlich in jedem der vier Bilder, aus denen er besteht, ein Individuum in einer Vitalfunktion, jedes in seiner Wabe, jedes in seiner Zelle, jedes gleichsam vorprogrammiert.

Äußerste Möglichkeiten der Technokratie und eines allmächtigen Zukunftsstaates werden auf solche Weise beschworen. Der Roman des Russen Sergej Samjatin, „Wir“, und Aldous Huxleys „Brave New World“, auch George Orwells Zukunftsvisionen haben Verwandtes geschildert. Bei Wondrusch ist es ganz Malerei geworden, welcher die tiefere Bedeutung nicht fehlt. Der Künstler malt langsam, damit er mit dem Denken dazischenkommen kann. Er malt exakt, Öl auf Holz, malt wie die alten Meister und dabei in der Form modern. Die Konstruktivisten und etwa Fracis Bacon, zuweilen auch Alfred Hrdlicka mögen dabei Bezugspunkte sein. Vor allem aber ist dies Wondrusch's eigene Welt. Er kann viel Er steht, so jung er ist, bereits auf eigenen Beinen, der Künstler, der nicht zuletzt auch bezeichnet werden könnte als das jüngste, zu großen Hoffnungen berechtigende Reis am Stamm der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Prof. Johann Muschik (Vater der Wiener Schule und Namenserfinder)
Artikel 12. Dezember 1969, Express und Salzburger Nachrichten