Kleine Ontologie

Malen ist Sprechen. Jede Art von Kunst beruht auf dem Mitteilungsbedürfnis der Menschen. Das Bild, das Motiv oder Symbol sind „poetische“ Bedeutungsträger für den Betrachter. Vor allem in der Abstrakten Malerei.

Kleine Ontologie

Malen ist Sprechen. Jede Art von Kunst beruht auf dem Mitteilungsbedürfnis der Menschen. Das Bild, das Motiv oder Symbol sind „poetische“ Bedeutungsträger für den Betrachter. Vor allem in der Abstrakten Malerei.

„Am Anfang war Kokoschka, den kopierte er als er vierzehn war…“ stand vor dreißig Jahren in der Zeitschrift „Boheme – die Wiener Szene“ und ich glaube auch, dass ich mich von „…manchen Attitüden durch sein Formen- und Farbempfinden“,
wie Karl-Heinz Roschitz 1969 im „Kurier“ schrieb „freigemalt“ habe!

Picasso sagte einmal, dass alle Maler nach van Gogh, so groß sie auch sein Mögen, naive Maler oder Autodidakten seien. Da sich die heutigen Maler nicht mehr in einer Tradition bewegen, muss jeder von uns seine Ausdrucksmöglichkeiten immer wieder neu erschaffen. Jeder moderne Maler hat das Recht seine eigene Sprache von „A bis Z“ neu zu erfinden.

Malen ist Sprechen. Jede Art von Kunst beruht auf dem Mitteilungsbedürfnis der Menschen. Das Bild, das Motiv oder Symbol sind „poetische“ Bedeutungsträger für den Betrachter. Vor allem in der Abstrakten Malerei. Der genau dargestellte Gegenstand von früher wurde weggelassen und es ging nicht mehr um das „was“, sondern um das „wie“. Es gibt nur mehr das Abenteuer der Kunst ohne einer vorgefassten Themenstellung. Es gelten genaugenommen die gleichen Gesetze wie in der Klassischen Malerei mit dem einen Vorteil, dass man Themen behandeln kann, wo die gegenständliche Malerei nicht mehr ausreicht. Dies alles ist für den einfachen Betrachter sicher nicht immer leicht nachzuvollziehen, vor allem auch deswegen, weil er es nicht für notwendig erachtet sich damit auseinander zusetzen. Die Malerei der letzten Jahrzehnte bietet eine zusätzliche geistige Herausforderung für Menschen, die wirklich imstande sind über Kunst und ihre Soziologie nachzudenken. Das Wort „abstrakt“ ist für mich nicht auf formale Auseinandersetzung beschränkt, es beinhaltet die Prämisse, dass mehr in einem Bild verpackt wurde als auf den ersten Blick zu sehen und damit zu verstehen ist. Ein Bild ist ein selbstständiger Organismus, gleichwertig neben der Natur, der aber in keinem Zusammenhang mit ihr steht. Dies beinhaltet die Folgerung, dass die Ästhetik eines Kunstwerkes mit der Ästhetik der Natur prinzipiell nichts zu tun hat. Bilder sind sowohl für den Maler wie auch für den Betrachter Herausforderungen. Wir erklären sie nicht, sondern setzen uns mit ihnen auseinander. Dadurch kann man sich von der Wirklichkeit lossagen und in den Zauberkreis der Kunst eintreten. Die Betrachtung wahrer Kunst führt jedoch über die Weitläufigkeit der Gedanken zur Wirklichkeit zurück. Die Größe eines Werkes besteht in der Auslegung, Deutung und Wahrnehmbarkeit des Daseins und darin, dem Leben mehr Inhalt und Zweck abzugewinnen. Deswegen haben Bilder diese positive Wirkung in öffentlichen Gebäuden, in Arbeits- und Kundenräumen von Spitälern, Banken und Versicherungen oder Konzernen. Es herrscht immer eine Wechselwirkung zwischen dem Profanen und dem Künstlerischen: Philosophie, Wissenschaft, Religion, und Kultur, für mich im besonderen die Malerei, sind der Katalysator einer Gesellschaft und helfen deren Werte zu sichern.

Die beste Werbung für den Humanismus ist so zu Malen wie man will. Willem de Kooning sagte 1972 in einem Interview „…ich bin rein zufällig ein ein eklektischer Maler: ich brauche nur irgendein Buch mit Reproduktionen aufschlagen und ich finde immer ein Gemälde, von dem ich beeinflusst sein könnte.“

Soweit ich mich zurück erinnern kann bin ich auch zum Großteil von Bildern, Literatur oder Musik – also Kunst – inspiriert worden um Neues zu schaffen, offensichtlich befinde ich mich dabei in „guter Gesellschaft“. Natürlich immer mit dem Bestreben dem inneren Gehalt gerecht zu werden aber mit persönlicher Auffassung oder Sprache und kompromisslos und leidenschaftlich interpretiert zu einer neuen Qualität. Die Aufrichtigkeit dabei ist wichtiger als die technische Qualität oder der äußere Eindruck der Bilder.

Ich lebe mein Leben, wegen meiner Malerei, auf eine besondere Art. Fernab von dem rastlosen unpersönlichen, rein kapitalistisch ausgerichteten täglichen Vollzug einiger Mächtiger sowie der „grauen Masse“ und ich meine das nicht respektlos! Natürlich ist es unmöglich mit Kunst etwas zu verändern. Man kann zum nachdenken anregen und dies kann nicht völlig nutzlos sein, aber in dieser Nutzlosigkeit liegt die Freiheit und Anarchie der Kunst.

Die Kunst, im speziellen die Malerei, ist für mich einer der letzten Zufluchtsorte um auf „einer meiner Inseln“ zu verweilen. Weit genug weg um dem Irrsinn der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Massenverdummung nicht ausgesetzt zu sein. Ich fühle mich da in bester Gesellschaft und es erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, denn seit 35 000 Jahren wird gemalt und man nimmt an das die Malerei noch vor der Sprache entstanden ist. Die Kunst (Malerei) ist sozusagen das sinnstiftende Langzeitgedächtnis der Menschen und sollte deswegen einen höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft haben oder wieder erlangen. Kunst ist für mich ein Gegenpol zu der Orientierungslosigkeit oder Sinnlosigkeitsvermutung die heute immer mehr um sich greift, soferne sie tiefer geht als reine Unterhaltung seichtes Entertainment und Kunstgewerbe. Allerdings gehört viel Selbstvertrauen dazu um das Verwirklichen der eigenen Wahrheiten und auszulotenden Tiefen zu leben und alle das in eine Waagschale zu werfen.

Malerisch habe ich mich nie an „ismen“ oder Kunstrichtungen gebunden gefühlt. Es ist mir egal ob ich von der „Schubladendenkweise“ als Phantastischer Realist gesehen werde oder als Abstrakter. Ich fühle mich da frei von Zwängen und nehme mir was ich im Moment benötige um immer mehr zu mir selbst zu finden. Meinen spontanen Ideen gebe ich mich mit größter Selbstverständlichkeit hin und male so wie ich es verstehe. Die Bilder erzählen mir immer wie sie werden wollen. Mein malerischer Charakter neigt dabei zu einem kraftvollen baden in Farbe, von saftlosen intellektuellen „Wortverdreherarbeiten“ halte ich nicht viel. Malerei in konzeptioneller Reinheit. Ein Abenteuer auf den „Unbetretenen Seewegen Odysseus“!

Ernst-Ferdinand Wondrusch,
2004 Klosterneuburg