Etappen in der Malerei von Ernst-Ferdinand Wondrusch

Dr. Dieter Schrage , Museum für Moderne Kunst Wien zum Fünfziger von „FERDERNSTINAND”

Etappen in der Malerei von Ernst-Ferdinand Wondrusch

Dr. Dieter Schrage , Museum für Moderne Kunst Wien zum Fünfziger von „FERDERNSTINAND”

1. Mitte der 90er Jahre drückt er wieder stark auf die Tube.

Auf die Farbtube. Wie immer Ölfarbe. Zu seinem Fünfziger legt er eine Reihe starker Bilder vor (Galerie Gabriel). Der Senkrechtstarter in dre Kunstszene Ende der 60er Jahre (Otto Staininger Dir. Künstlerhaus).

Begonnen hatte er damals mit einer sehr zur Perfektion neigende, sehr coolen Malerei, bevorzugt in erdigen, nuanzierenden Brauntönen. Jetzt ist sein Malvortrag ungleich lockerer, gestischer, expressiver geworden. So das „Bild fü Uzzi „(Uzzi Förster, Jazzmusiker) 1996 - 97, oder dicht bewegt „In from the storm” (Jimi Hendrix) 1996 - 98.

Wondrusch sagt, „Die Bilder wissen wie sie werden wollen” und dies führt zu den „Unbetretenen Seewegen Odysseus” (1988- 97), eine wahrlich lange, ja lebenslange Fahrt. Brennend rot - schwarz ist sein „Himmel Elleno” (1996 - 98 Titel von Art Brut Gugging). Musikalisch heiter dagegen „Yum Yum under the Lemontree” (1996 - 97) tendieren zum Bildobjekt mit farbigen Rahmen und oft in den Rahmen eingeschnittenen Alltagsfarbreproduktionen wie 3 D Blumenbilder und Pin Ups zB. in „Mann bist Du schön” (1995 - 97).

Ganz Objekt ist das „Spiel des Lebens”, eine Schnaps - Karten Assemblage mit betonter Kreuzform. Der Maler sieht in dem Kreuz ein archetypisches Zeichen: „Die Senkrechte der Blick von der Erde zu den Sternen (dem Göttlichen) und die Waagrechte, der Blick am weiten Hotizont (alles Irdische)”.Bei Wondrusch’s neuen Bildern fällt der oft sehr lange Zeitraum der Arbeit an einem Bild auf. „Manchmal wollen die Bilder nicht mit mir sprechen” ist seine Erklärung und dann gönnt der Maler Ihnen - und manchmal auch sich - eine Pause und wendet sich anderen Dingen zu.

2. Pausen (kleine) gab es manche im künstlerischen Schaffen von Wondrusch.

Das war schon nach seinem fulminanten Start als Maler so. Ich erinnere mich noch sehr gut. Vor dreißig Jahren (1969) war das im Wiener Kunstgeschehen fast ohne Parallele. Eine richtige Sensation! Das Debut des gerade zwanzigjährigen Malers 1969 in der Galerie in der Blutgasse (wir hatten früher dort unser Keramikatelier) neben Größen wie K.A. Fleck oder Hrdlicka oder Frohner…

Von bestürzender Frühreife"
Gerhard Mayer, Die Presse
... noch vor der Eröffnung waren alle Exponate verkauft und von der Presse wurde ihm großes Talent bescheinigt"
Otto Staininger, Dir. Künstlerhaus Wien
... das jüngste - zu großen Hoffnungen berechtigende Reis am Stamm der Wiener Schule des phantastischen Realismus"
Prof. Johann Muschik Express, Salzburger Nachrichten

Hier irrte der liebenswerte, schon vor zwanzig Jahren verstorbene Johann Muschik, der „Weltmeister der Kunstkritik” wie er sich selbst titulierte. Wondrusch hatte in seinen frühen Arbeiten wohl surrealistische Elemente, doch in Richtung Wiener Schule hatte er sich nie entwickelt, obwohl er bei den Weltausstellungen dabei war!

„Er brach wie ein Sturmwind in die von abstrakt intellektualistischen Tendenzen dominierte Kunstszene ein” schrieb Otto Staininger, der den Akademieschüler (Prof. Herbert Tasquil) über die Galerie - Legende Dr. Kerschbaum entdeckt und begleitet hat. Hier ist Wondruschs`s hervortreten mit dem Durchbruch der „Wirklichkeiten” - Maler (Franz Ringel, Wolfgang Herzig und den anderen) 1968 in der Wiener Secession vergleichbar.

Ein kraftvoller inhaltlicher Kontrast damals:

„Handlungsbilder” Mensch - Apparate Technik Vivisektion. Wie frühe Ersatzteil - Medizin. Bei mir deutliche Erinnerung an Orwellhaftes. Der junger Maler sprach von seoner Lektüre de „WIR” - Romans von Sergej Samjatin und von Aldous Huxley`s „Brave new World”. Ein zwanzigjähriger Moralist bringt uns seine Negativ - Utopien zur Anschauung.

„Heute, dreißig Jashre danach (1999), haben wir diese Utopien bereits überholt!” sagt Wondrusch.

3. Mitte der 70 - Jahre

Er hatte einige Zeit in Californien gelebt - entläßt der Maler die Menschen aus ihre „Extremsituationen”. Nun entstehen auch einige Landscheftsbilder, in deren Mitte wie Energiefelder „Innere Kräfte” sichtbar sind. In der zweiten hälfte der 70 er Jahre gibt er dann - wie der Katalog aus dem Jahr 1982 berichtet - keine ständige Tätigkeit als Maler, da viel die Arbeit als Buhnenbildner und Filmarchitekt Zeit in Anspruch nimmt. Eine sehr eindrucksvolle schwarze Ölkreide - Serie folgte dann Anfang der 80 er Jahre mit den Darstellungen von sinkenden Schiffen und silhouettenhaften Schattenmenschen zwischen „Huldigung” und „Nichtachtung”. Eine Wondrusch Serie vom Besten mit Präsentationen in Wien (Galerie Basilisk) und Hamburg (Galerie Blankenese).

4. Mitte der 80er Jahre wendet sich der Künstler der Auftragsmalerei zu.

Die Stadt Wien bestellte ein 64 m langes Bild (Österreichwerbung in Nordamerika) erzählt die Musikgeschichte Österreichs, es entstehen 4 - stockige Wandmalereien für die Stadt Wien, Arbeiten für die Casinos in Wien und Baden. Darunter ein Bild mit dem Titel „Hommage an Hans Zatzka”. Dieser Hans Zatzka, der Lieblingsmaler Luegers, führte ein Aet Doppelexistenz. Er war auch gleichzeitig der Entwerfer zahlreicher populärer Wandbilddrucke (Schlafzimmerbilder), so des „Elfenreigen”, der in großer Massenauflage von der Kunstanstalt May. AG. in Dresden produziert wurde. Doch ab den späten 80 er Jahren wendet er sich - wie eingangs schon betont - mit dem bei ihm immer eigenen Ernst wieder „seiner” Malerei zu.

5.  Dreißig Jahre überblickend

Dreißig Jahre überblickend muß mich betonen, mir ist Ernst - Ferdinands unkonventionelle, aber leider seiner geradlinigen Künstlerkarriere nicht immer förderliche Herrangehensweise an seiner Kunstausübung, mit ihren Pausen und Ausbrüchen, sowie mit Abstechern in eine populäre Gebrauchsmalerei (die nicht jeder beherrscht) eigentlich sehr sympathisch. Er weis immer wieder Distanz zu seiner Kunst zu halten oder auch sein geliebter „Schlendrian” (Mag. Edith Raidl, Kuratorin Haselsteiner). Dies gibt ihm Unabhängigkeit anstatt lebenslanger Zwang und es gibt ihm eine persönliche Souveränität. Ernst-Ferdinand, der Fünfziger, wird diese Souveränität für sich und seine Kunst zu nützen wissen!

Dr. Dieter Schrage, Museum für Moderne Kunst Wien